Immobilie in Spanien – wenn der Süden lockt

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20.02.2023

Viele Deutsche, die im Erwerbsleben stehen, lockt die Aussicht, den wohlverdienten Ruhestand am südlichen Mittelmeer zu verleben. Andere haben hier ihren Zweitsitz, um in der Sommerfrische ihre Immobilie zu besuchen.

Zwar hat der Klimawandel Deutschland nun auch einen dauerhaften mediterranen Sommer beschert, mit vielen Sonnentagen über 30 °C. Doch nach wie vor ist es im Süden deutlich wärmer, Länder wie Spanien, Italien und Griechenland bieten eine reiche Kultur und die Küche ist für viele Menschen ein Traum. Mentalität und Lebensstil in diesen Ländern tragen ebenfalls zur Sehnsucht nach dem Süden bei und bieten ein Gefühl ständiger Urlaubsstimmung.

Eine Immobilie in Spanien kaufen: Was sind die Besonderheiten?
Wer sich für eine Immobilie in Spanien entscheidet, muss sich nicht nur mit den üblichen Formalien auseinandersetzen und sich um das Bau-Tagebuch kümmern. Denn der spanische Immobilienmarkt weist seine Besonderheiten auf. Im Ländervergleich Deutschland Spanien fällt zunächst auf, dass die spanische Wohnungspolitik einen gänzlich anderen Ansatz aufweist als die deutsche Wohnungspolitik.

Hier treffen zwei unterschiedliche Philosophien aufeinander:

Land der Eigentümer
In Deutschland sind nur 51,7 % aller Bewohner Immobilienbesitzer. Dies ist der niedrigste Stand in der EU. Anders ist die Lage in Spanien mit einer Quote von Immobilienbesitzern, die bei 77,2 % liegt. Während in Deutschland allerdings die meisten Eigentümer in einem Eigenheim leben, wohnen diese in Spanien überwiegend in Wohnungen. So besitzen acht von zehn Immobilienbesitzern in Spanien kein Haus, sondern eine Wohnung.

Diese Entwicklung war politisch gewollt und rührt aus der Franco-Zeit in den 1950er-Jahren her. Verkündet wurde damals die Vision, ein Land der Eigentümer und nicht der Tagelöhner zu werden. Diese Vision ist weitgehend verwirklicht.

Vertrauen auf den Markt und viele Förderungen
Das ehrgeizige Vorhaben hat zu einer Reihe von Besonderheiten geführt, die Bauherren aus Deutschland beachten sollten, wenn sie sich für eine Immobilie in Spanien interessieren. Zunächst ist der spanische Wohnungsmarkt deutlich weniger als in Deutschland reguliert. Der Markt soll stattdessen das gesunde Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage regeln. Betrieben wurde eine aktive Baupolitik und in den Jahren der spanischen Industrialisierung in den 1960er- und 70er-Jahren wurden in den Städten die gigantischen Wohntürme aus dem Boden gestampft, die das Antlitz spanischer Städte heute prägen.

Während in Deutschland die Banken die Bonität von Kreditnehmern penibel überprüfen, waren die Finanzhäuser in Spanien dazu angehalten, den Wunsch ihrer Kunden nach einem Darlehen wohlwollend zu unterstützen. Darüber hinaus dienten zahlreiche Subventionen als Hebel, um den Menschen die Finanzierung ihrer Immobilie zu erleichtern.

Unterschiede zu Deutschland
Professor Sergio Nasarre Aznar, Direktor des Lehrstuhls für Wohnungsfragen der UNESCO, hat die Situation auf dem spanischen Wohnungsmarkt mit der deutschen Wohnungspolitik verglichen, die ebenfalls markante Eigenheiten aufweist. Obwohl er eher der deutschen als der spanischen Wohnungspolitik zuneigt, sieht der Experte im deutschen Immobilienmarkt vor allem das Problem, dass Deutschland die untere Mittelschicht vom Immobilienerwerb durch eine restriktive Kreditvergabe ausgeschlossen habe.

Banken würden beispielsweise häufig eine erste Rate von 40 % des Immobilienwertes verlangen. Zum Ausgleich sei das Mietwesen in Deutschland „sehr protektionistisch“ und das Ergebnis sei „eine Gesellschaft mit sehr markanten Unterschieden zwischen Eigentümern und Mietern“.

Was sind die Probleme in Spanien?
Dass die Präferenz des Professors trotz dieser grundsätzlichen Kritik eher nach Deutschland geht, liegt an den markanten Problemen in Spanien, die durch einen höchst volatilen Wohnungsmarkt mit jährlichen Schwankungen der Immobilienpreise von bis zu 30 % geprägt seien. Ferner geht die Kritik des Experten in die Richtung, dass exzessiv betriebene Spekulationen um Immobilien jede Verlässlichkeit auf dem spanischen Immobilienmarkt zum Erodieren gebracht hätten und das Platzen der Immobilienblase wie ein Damoklesschwert über dem Immobilienkäufer hänge.

Die Immobilienpreise nach Regionen
Dass der Erwerb von spanischen Immobilien trotz alledem mit einem hohen Mehrwert verbunden sein kann, liegt neben den spanischen Pullfaktoren mit Blick auf Land, Leute und Kultur an den äußerst geringen Immobilienpreisen. Diese liegen in Spanien pro Quadratmeter durchschnittlich nur bei 1.825 Euro, während der Immobilienpreis in Deutschland 3.304 Euro beträgt.

Auch in Spanien gibt es preislich regional stark ausgeprägte Unterschiede, mit einem Hoch in noblen Urlaubsregionen wie Mallorca und den Metropolen Madrid und Barcelona sowie einem Tief in verschlafenen Binnenlandregionen. Die folgende Gegenüberstellung soll diese Unterschiede verdeutlichen:
• Madrid: 338 Euro/m²
• Kanarische Inseln: 245 Euro/m²
• Katalonien: 184 Euro/m²
• Andalusien: 171 Euro/m²
• Valencia: 158 Euro/m²
• León: 66 Euro/m²